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Macht Politik böse? Zehn Trugschlüsse

Leykam Streitschriften 1

Erschienen am 12.09.2022
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783701182503
Sprache: Deutsch
Umfang: 96 S.
Format (T/L/B): 1 x 19.1 x 11.9 cm
Einband: Englische Broschur

Beschreibung

Fake News, Corona-Demos, Klimawandel - und nun auch noch Krieg: In den letzten Jahren hat sich einiges ereignet, das nicht gerade dazu führte, den Beruf des Politikers aufzuwerten oder die Demokratie als politisches Konzept zu stärken. Die Politik hatte zweifellos davor schon einen schlechten Ruf, aber der aktuelle Vertrauensverlust in die Politik ist besorgniserregend. Lisz Hirn zeigt in dieser Streitschrift zehn Trugschlüsse auf, die der Rede vom 'politischen Sittenverfall' zugrunde liegen. Dabei geht es mit Rückgriff wie Max Weber, Hannah Arendt oder Machiavelli um moralische Integrität, den Vertrauensverlust in die Unabhängigkeit der Medien und um Erfahrungen von Ungleichheit und fehlender politischer Repräsentation. Sie gibt einen Ausblick darauf, was Aktivismus ändern könnte oder ob wir grundsätzlich einen neuen Typus des Politikers brauchen.

Autorenportrait

Lisz Hirn, geboren 1984, studierte Philosophie und Gesang in Graz, Paris, Wien und Kathmandu. Sie arbeitet als Publizistin und Philosophin in der Jugend- und Erwachsenenbildung, u. a. am Universitätslehrgang »Philosophische Praxis« der Universität Wien unter der Leitung von Konrad Paul Liessmann. Artikel in diversen österreichischen Medien, unter anderem in Die Presse, Kleine Zeitung, Der Standard und Die Zeit. Zuletzt erschienen: »Wer braucht Superhelden « (Molden 2020).

Leseprobe

Trugschluss 7: Kultur ist ein Luxus Womit wir bei der Frage nach der Zugehörigkeit angekommen sind: dem Wir eines Landes, einer Staatsform oder einer Seite. An diesem Punkt kommt die Kultur ins Spiel. Fast vier Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung Österreichs werden im Kreativsektor erarbeitet. In ganzen Zahlen sind das über 20 Milliarden Euro. Kultur ist also ein rentables Geschäft und schafft Arbeitsplätze. Dennoch ist die Kunst keine gleichwertige Wirtschaftsbranche unter anderen. Für sie galten auch jenseits der Pandemie andere Regeln: Kultur- und Kunstarbeiter gehören ohnehin zu denjenigen, die oft prekär beschäftigt und schlecht abgesichert sind. Vielmehr verschärften sich die gewohnten Ungerechtigkeiten in dieser Branche nochmals. Das Leben, schreibt Sigmund Freud sinngemäß in seiner Schrift Das Unbehagen in der Kultur, ist unerträglich und wesentlich zu schwer für uns, um es zu ertragen brauchen wir Linderungsmittel. Kultur ist als solches höchst effektiv, wie sich in der Pandemie zeigte, ohne das viele die wochenlangen Corona-Lockdowns kaum überstanden hätten. Wieso fehlte also eine politische Kraftanstrengung, um Künstler und kulturelle Einrichtungen zu erhalten, um die Seele der Kulturnation Österreich zu retten, während der Wirtschaft von Regierungsseite jede erdenkliche Hilfe versprochen wurde? Stattdessen wurde während der ersten Lockdowns diskutiert, ob Kultur systemrelevant ist. Ausgelassen wurde die Frage, wer denn eigentlich bewertet, was systemrelevant ist und was nicht. Dass Kultur wichtig ist, um das gute Leben und den Wohlstand zu sichern, zählt nicht. Wenns uns gut geht, gibts Kultur als Bonus, wenn die Wirtschaft wackelt, rangiert sie unter ferner liefen. Selbst die messbare wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Kultur wurde nicht vollwertig anerkannt. Kein Wunder, dass der Legitimationsdruck der Kulturschaffenden auffällig hoch war. Am Anfang der Pandemie haben viele Künstler nahezu verzweifelt versucht, irgendeinen Mehrwert zu demonstrieren. Sie mussten permanent um die Zahlungsbereitschaft des Publikums bangen. Wird es auch für das digitale Angebot zah- len und nach dem Lockdown wiederkommen? Das Bewusstsein für die fundamentale Bedeutung, die der Kultur für das Wohlergehen einer Gesellschaft.

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